Achtet auf eure Gedanken, denn sie werden zu Taten

Das möchte ich in diesen Tagen allen Verantwortlichen in Bund und Europa zurufen.

Warum?

Wir leben in Zeiten, die unsere ganz besondere Aufmerksamkeit fordern. Kaum ist die Corona Pandemie halbwegs überstanden, wenn auch noch nicht analysiert und aufgearbeitet, beherrschen Krieg und gesellschaftlicher Wandel in unserem Land und ganz besonders auch in den dominanten Bereichen der Welt die tägliche Aufmerksamkeit.

Die Bewegungen der Geschichte sind mir bewusst und ich wünsche mir, dass sie auch bei anderen Menschen mal in den Fokus rückten. Die Historie ist und war nie konstant und oder gar komplett vorhersehbar. Auch wenn bestimmte Strömungen, Ideologien, Herrschende und Mächte durchaus über längere Zeiträume hinweg die Geschicke und das Schicksal ganzer Völker und der Welt bestimmen, so kommt doch irgendwann ein Zeitpunkt der Umkehr, der Rückbesinnung, der Abkehr und das Ende. Wie mein Vater immer zu sagen pflegte: „Der liebe Gott lässt die Bäume nicht in den Himmel wachsen.“

Keine Hungersnot, kein Krieg, keine Diktatur oder Schreckensherrschaft dauerte und dauert ewig. Weltreiche, als Resultat des Größenwahns einzelner oder einer Gruppe zerfallen irgendwann.
1000-jährige Reiche mag es geben, aber sie haben letztlich, das lehrt die Geschichte, keinen Bestand.

Nach vielen Jahren gesellschaftlicher Bewegung von Kollektiven zu immer ausgeprägterem Individualismus mit all seinen zum Teil für mich doch sehr befremdlichen Auswirkungen; nach dem mit Untertanengeist durchtränkten Kaiserreich, dem personenkultigem Nationalsozialismus und dem parteihörigem Volkssozialismus der sog. DDR, entstand in vielen Ländern der Welt eine historisch einzigartige neue Lebens- und Denkweise, die weitestgehend Frieden, Freiheit und Wohlstand brachte.

Und dann driftete diese ausgeprägte individuelle Freiheit in Verbindung mit dem Schutz von Minderheiten und deren gleichzeitiger medialer Lautstärke in Richtungen ab, die nun, da sie schon in vielen Bereichen des Lebens tief verwurzelt ist, wiederum besagte Umkehr, Abkehr erzeugt.

Das wird im Moment als Rechtsruck bezeichnet. Ich weiß nicht, ob das den Kern der Sache vollständig trifft, aber davon ausgehend, dass sich die Gesellschaften, um in diesem Denkschema zu bleiben, sehr stark nach links bewegt haben, ist dieser Begriff schon passend. Auch wenn er inhaltlich meiner Meinung nach missbraucht wird. Sei es drum.

Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten knapp 100 Jahren stark gewandelt und Auswüchse hervorgebracht, die salonfähig gemacht wurden, aber dennoch zu denken geben. So etwas geht, wie jede andere Bewegung, die ich eingangs beschrieb, eine Weile gut, doch dann regt sich Gegenwehr.

Und in dieser Phase sind wir gerade.

Um mit Schlagworten zu arbeiten: „Überall“ ist ein Erstarken „rechter Kräfte“ zu verzeichnen. Plötzlich werden eingeführte Dinge offen und lautstark in Frage gestellt, werden per Dekret Rückabwicklungen vorgenommen und verbunden mit viel Vehemenz wieder abgeschafft, gar verboten.

Ich will mich gar nicht darüber auslassen, ob dies richtig oder falsch ist, ich stelle es lediglich fest.

Mich beschäftigt zurzeit ein Teilaspekt des Ganzen.

Über Jahrzehnte lebten wir in einem deutschen Schlaraffenland. Starke Wirtschaft, keine größeren Sorgen und (wunderbar!) Frieden. Dafür sorgte unser stärkster Verbündeter, die USA. Das Land, das uns durch seinen einzigartigen Marshallplan in den Jahren ab 1945 davor bewahrte, ausgenommen und in ein kollektivistisches Bauernvolk verwandelt zu werden, wie es einige Siegermächte vorhatten und sie es anschließend in der DDR versuchten umzusetzen.

Jedenfalls „wir im Westen“ konnten das fette Leben genießen. Und was macht der sprichwörtliche Esel, wenn es ihm zu gut geht? Er geht auf das Eis, um zu tanzen.

In einem Bereich haben wir Deutschen das ganz besonders hinbekommen: ich meine unsere Wehrkraft.

Da wir glaubten, uns um unsere militärische Sicherheit keine Gedanken machen zu müssen, denn der große Bruder USA kümmerte sich ja global darum (ob richtig oder falsch und aus welchen Motiven heraus will ich gar nicht erläutern), kamen wir zu dem Schluss, dass wir, wenn überhaupt, nur noch ein bisschen Bundeswehr brauchen. Also wurde sie verkleinert, der Wehrdienst wurde abgeschafft und „der Dienst an der Waffe“ (ohnehin schon länger verpönt) trat in den Hintergrund.

Ich empfand das schon damals so, als würde man nicht mehr in Feuerwehren, ihre Ausrüstung und gut ausgebildetes Personal investieren, weil es schon lange nicht mehr gebrannt hat.

Und „plötzlich“ ändern sich die Dinge. Zum zweiten Mal in meinen Lebzeiten gibt es Krieg in Europa. Der „große Bruder“ hat uns aus dem wohlbehüteten Elternhaus rausgeworfen und uns deutlich gemacht: „Die fetten und bequemen Jahre sind vorüber. Ihr müsst jetzt lernen auf euch selbst aufzupassen. Wir sind nicht mehr willens allein für euch die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen.“

Ups.

Es kommt mir vor, als brenne es im Nachbarort, unsere Feuerwehr ist quasi nicht existent und die Berufsfeuerwehr aus der Großstadt ist zu beschäftigt. Und schon stehen Leute auf, die Angst haben, dass das Feuer aus dem Nachbarort auf unser Städtchen übergreifen könnte. Sie wollen, dass wir ab sofort alles stehen und liegen lassen, um eine Feuerwehr zu bekommen. Egal wie viel Schulden wir dafür machen müssen. Egal ob wir überhaupt in der Lage sind, rechtzeitig Feuerwehrkräfte so auszubilden, dass sie einsetzbar sind.

Diese Angst verbreitet sich gerade bei uns in Sachen Bundeswehr.

Und genau hier setze ich mit meiner Aussage an: „Achtet auf eure Gedanken, denn sie werden zu Taten.“

In kürzester Zeit eine wirklich wehrhafte und wehrfähige Bundeswehr herstellen zu wollen, ist schon mehr als ambitioniert. Ich sage nicht „falsch“! Keine Frage. Die Bundeswehr ist wichtig. Ich bin der Überzeugung, dass wir genauso eine Bundes- als auch eine Feuerwehr brauchen. Nicht WEIL es brennt, sondern damit wir uns WENN es brennt, wehren können. Ob nun gegen Angreifer oder gegen Feuer.

Doch wir – typisch deutscher Hühnerhaufen – fallen gleich wieder auf der anderen Seite vom Pferd. Das halte ich für gefährlich.

Es ist nicht mehr von der „Herstellung der Wehrfähigkeit“, sondern von „Aufrüstung“ und „Kriegswirtschaft“ die Rede. Alle Vokabeln dieser Diskussion tragen diesen Unterton von „Krieg“ in sich.

„Achtet auf eure Gedanken!“

Müssen wir unser Land ab sofort auf „Kriegswirtschaft“ umstellen?
Müssen Autohersteller ab sofort Panzer produzieren?
Müssen wir ab sofort alle jungen Menschen in Uniformen stecken?
Wird es demnächst wieder „Kriegsanleihen“ zu kaufen geben?

„Achtet auf eure Gedanken!“

Es scheint, als drohe in den nächsten Wochen die allgemeine Mobilmachung und wir ziehen alle „fröhlich“ in den Krieg.

Wir arbeiten hier mit dem falschen Wording! Das schürt Angst und lässt auf der anderen Seite die Dollarzeichen in den Augen der Rüstungsindustrie aufblinken. Wie immer hat jeder Krieg Verlierer und Gewinner. Mindestens monetär. Natürlich brauchen wir einen neuen, wirtschaftlichen Aufschwung. Natürlich brauchen wir eine einigermaßen brauchbar ausgerüstete und ausgebildete Armee. Zur Verteidigung. Wenn es mal „brennt“. So wie eine gut ausgerüstete Feuerwehr. Wenn es mal brennt.

Wer immer vom Krieg redet und mit dem Säbel rasselt, bekommt ihn irgendwann auch.

Wollen wir das?

„Achtet auf eure Gedanken, denn sie werden zu Taten!“

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