Ich muss zugeben, dass ich mein ganzes Leben lang nie zu den sportlichen Typen gehörte. Ich hielt es mit Churchill, dem man den Ausspruch nachsagt: “No Sports!”. Und der Ausspruch „Sport ist Mord“ ging mir immer gut über die Lippen.
Doch letztlich waren das alles nur Ausreden gegen meine eigene Trägheit.
In den letzten Jahren hat sich da bei mir eine 180° Wende eingestellt. Und so denke ich mir jetzt manches Mal, ich hätte schon viel früher mit sportlichen Aktivitäten anfangen sollen. Warum? Weil ich merke, dass sie mir einfach gut tun.
Schuld ist eigentlich meine Frau. Sie fing irgendwann wieder mit dem Walking an. Sie hat das vor vielen Jahren schon einmal gemacht und anscheinend war es dann wieder bei ihr soweit.
Meistens war sie sehr früh morgens unterwegs. So zwischen sechs und sieben Uhr. Jedes Mal, wenn sie zurückkam und ich bereits am Frühstückstisch saß, sah sie zufrieden und frisch aus. Sie sagte mir auch, wie gut sie sich fühlte und das sah ich ihr tatsächlich an.
Eines wirklich schönen Morgens hatte sie mich soweit. Beruflich gab es die Zeit her, und so entschloss ich mich, auch etwas zu tun.
Zur eigenen Motivation legte ich mir natürlich gleich Laufsachen zu. Ordentliche Schuhe. Funktionskleidung, eine Weste und eine Halterung für mein Smartphone. Denn mir war mir klar, dass ich das, was ich vorhatte zu tun, auch messen und prüfen wollte.
Dazu muss ich erklären, dass ich über viele Jahre hinweg, was meinen Körper anbelangte, ein ängstlicher und vorsichtiger Mensch gewesen bin. Auch gehöre ich zu den Menschen, die sensitiv mit ihrem Körper umgehen. D.h., ich nehme zum Beispiel einen starken Puls sehr intensiv wahr. Und auch bei vielen anderen Dingen höre ich sehr genau in mich hinein. Das hat auf der einen Seite den Vorteil, dass ich Dinge bereits im Vorfeld wahrnehme und erkennen kann. Auf der anderen Seite hat es natürlich den Nachteil, dass ich mich oft mit Dingen belastete, die es eigentlich gar nicht Wert gewesen wären.
Also war für mich klar, dass ich, wenn ich jetzt mit Sport anfange, meinem Körper per se nichts Schlechtes tun wollte. Puls und Blutdruck sollten darum selbstverständlich im Augen behalten werden. Da ich bereits eine Apple Watch mein Eigen nannte, installierte ich noch eine Running App, um gut vorbereitet zu sein.
Nun konnte es losgehen.
Meine Frau übernahm dabei die Rolle des Coaches. Wir fingen mit Intervalltraining an. Eine Minute schnelles Walking und dann 30 Sekunden, leichtes Joggen. Ich weiß gar nicht mehr genau für wie lange wir das machten. Es war auf jeden Fall deutlich unter 30 Minuten. Da es Frühsommer war und es morgens um 6:30 Uhr klare Luft und Vogelgesang gab, zogen wir das täglich durch.
Zumindest für ein paar Tage.
Dann merkte ich einige Dinge. Mein Puls war sehr schnell oben, hielt sich dort und beruhigte sich nur sehr langsam wieder. Selbst nach dem Duschen hatte ich immer noch das Gefühl zu schwitzen und zu dampfen. Es gab also für den Menschen, der immer in sich hineinhört, viel zu tun.
Wahrscheinlich denkst du jetzt: „Ganz klar. Die typischen Anfängerfehler. Zu schnell zu viel wollen.“
Das stimmt allerdings nur zum Teil. Ja, natürlich wollte ich das, was ich nun machte, auch gut machen. Das ist so meine Natur. Nicht mit dem Ziel, irgendwelche Rekorde zu brechen, sondern es für mich gut zu machen. Doch der wirkliche Hintergrund war: ich hatte keinerlei Kondition. Mein Leben lang habe ich nie Sport getrieben und ich fing komplett bei Null an.
Und gleichzeitig stand fest: die Trainingsgeschwindigkeit meiner Frau war mir zu gering. Das war absolut nicht mein Tempo.
Völlig paradox. Zum einen fühlte ich mich überanstrengt und zum anderen unterfordert. 
Von da an gingen meine Frau und ich „getrennte Wege“. Wir hatten beide dieselbe Strecke auserkoren, verließen gemeinsam das Haus, kamen aber zu unterschiedlichen Zeiten wieder zurück.
Doch was unter dem Strich zählte: ein Anfang vor getan. Plötzlich war Bewegung und sportliche Betätigung, ein Thema für mich geworden. 
Doch dazu an anderer Stelle mehr.