Ich konnte nicht mehr. Liegen bleiben. Die Decke über den Kopf ziehen und heulen. Das war es, was ich wollte. Mir reichte es.

Das Jahr 2015. Seit vier Jahren war ich nun selbstständig. Auch im Jahr vor der Selbstständigkeit gab es viel vorzubereiten, zu erledigen und zu tun. Von Ruhe war gar keine Rede mehr. So manches Wochenende wurde mit Arbeit verbracht.

Nun bekam ich die Quittung. Nervosität. Zu hoher Puls. Blutdruck zu hoch. Aufkommende Ängste. Und trotzdem drehte sich das Gedankenkarussell nur um den Job. Da ich nicht selber darauf kam, auf die Bremse zu treten, “half” mir mein Körper dabei. Er wollte nicht mehr.

Also ging ich zum Hausarzt. Das was man halt so macht. Diagnose: Burn out. Therapie: Medikamente, sechs Monate Auszeit, Rehabilitation, Entspannung, Stressabbau.

Meine klare Antwort: “Das geht nicht. Dann kann ich den Laden gleich zu machen.”

Trotzdem war mir natürlich bewusst, dass es so nicht weitergehen konnte. Da ich ein Mensch bin, der zwar Empathie besitzt und Bauchgefühl, der aber trotzdem versucht, seinen Verstand zu benutzen, musste eine andere Lösung her. Für einen lesenden Menschen wie mich lag es natürlich nahe, mich nach entsprechender Literatur umzusehen. Und tatsächlich stieß ich beim Thema Burn Out auf eine zur damaligen Zeit eher ungewöhnliche Erklärung. Und demzufolge auch auf einen anderen Behandlungsansatz.

Dort hieß es nämlich, dass die Bezeichnung Burn Out sich daher ableitete, dass der ständige Stress die Zellen des Körpers ausbrenne. Der Körper benötigt Stoffe, die dafür sorgen, dass z. B. bei Stress Adrenalin ausgeschüttet wird. Und genauso benötigt er Stoffe, die wiederum dafür sorgen, dass dieses Adrenalin nach dem Stress wieder abgebaut wird. Der Körper braucht Stoffe, die dafür sorgen, dass man zur Ruhe kommt und gut schlafen kann. Oder das ein Schnitt im Finger wieder heilt, das die Verdauung klappt und das Gehirn vernünftig arbeitet.

Unser wunderbarer Körper bedient sich also zur Steuerung eines reichen Arsenals an Kohlenhydraten, Vitaminen, Glukose, Spurenelementen, Mikro- und Makronährstoffen.

Vieles davon kann er selber herstellen. So wie ein Koch eine Mahlzeit zubereitet. Aber wie in der Küche, müssen die Zutaten des Rezeptes alle vorhanden sein. Ohne Kartoffeln, keine Kartoffelsuppe. Ohne Gemüse, kein Gemüseauflauf. Und zusätzlich benötigen wir noch Gewürze, Wasser, Brühe, Kräuter usw. Erst dann wird das Gericht so werden, wie es gedacht ist.

Der Körper funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip. Was benötigt wird, wird hergestellt. Benötigt der Körper zum Beispiel Glukose, dann kann er diese aus Kohlenhydrat- oder Fettaufspaltung gewinnen.

Und dann gibt es noch die so genannten essenziellen Nährstoffe, die wir über unsere Nahrung ganz gezielt zuführen müssen. Zum Beispiel das Vitamin C. Das kann der Körper nicht selber bilden. Oder Eisen und Zink.

Bleiben wir einmal beim Beispiel Koch. Im Restaurant herrscht Regelbetrieb. Die Vorratskammer ist gefüllt. Das Personal ist anwesend. Die Versorgung der Gäste erfolgt problemlos und reibungsfrei.

Doch plötzlich kommt ein Reisebus. Alle Plätze im Lokal sind besetzt. Nun wird es stressig. Konzentration ist gefragt und höchste Arbeitsleistung. Dann gehen plötzlich die Kartoffeln aus. Der Koch disponiert um und es gibt Nudeln als Beilage. Jetzt ist der Rosenkohl weg. Dann gibt es stattdessen eben Brokkoli. Und das auch noch sonntags, wo man nichts einkaufen kann. Der Stresslevel in der Küche ist extrem hoch.

Zudem schneidet sich noch ein Beikoch in den Finger und fällt aus. Die anderen müssen jetzt noch mehr arbeiten. Der Schnittlauch ist verbraucht und stattdessen wird jetzt Petersilie benutzt. Dann ist das Salzfass leer und das Essen schmeckt fade. Im Restaurant beschweren sich die ersten Gäste und geben ihr Essen zurück. Ein weiterer Reisebus kommt. Ein Kellner stürmt in die Küche und schreit nach Nachschub. Auf Herd Nummer zwei gibt es einen Fettbrand. Eine Küchenhilfe lässt den großen Topf mit Suppe auf den Boden fallen. Der Strom fällt aus und an der Decke platzt ein Wasserrohr. Der Koch greift sich an die Brust, bekommt einen Herzinfarkt und fällt tot um.

So geht es im Körper zu, wenn er unter Dauerstress steht. Die Vorräte werden mit der Zeit immer knapper. Allein schon deswegen, weil über die Nahrung gar nicht so viel Nachschub heran geschafft werden kann, wie benötigt wird. Eine Weile kann der Körper diesen Mangel durch Verwendung anderer Bausteine ausgleichen (Nudeln statt Kartoffeln). Aber irgendwann geht auch das nicht mehr. Dann sind die Vorratsbehälter leergebrannt. Der Burn Out ist da.

Von dem neuen und für mich vor allen Dingen komplett nachvollziehbaren Wissen ausgehend, dass Mangel an “Vorräten” ein, wenn nicht gar DER entscheidende Grund für den Burn Out sein könnte, wollte ich diesem Weg weiter folgen.

Das war ein völlig anderer Ansatz als der meines Hausarztes. Aber dieser neue Ansatz leuchtete mir total ein. Wenn der Tank leer ist, muss ich schauen, was normalerweise in ihm ist, dann muss ich diesen Stoff beschaffen, und den Tank wieder auffüllen. Und das habe ich genauso gemacht.

Zum Glück fand ich in Braunschweig einen Arzt, der sich mit dem Thema Mikronährstoffmedizin auseinandersetzte. Damals, es war wie gesagt im Jahr 2015, war das eine absolute Ausnahme. Und für mich selbst etwas völlig Neues. Kannt ich bis dahin eben “nur” die normale Symptombehandelnde Kassenmedizin. Nun wurde mein Blut untersucht. Es waren gar nicht so viele Ergebnisse. Aber alle, die geprüft wurden, hatten entscheidenden Einfluss beim Burn Out. Adrenalin. Noradrenalin. Dopamin. Serotonin. GABA. Um nur ein paar zu nennen.

Neben der grundsätzlichen Empfehlung, kürzer zu treten, mir Auszeiten zu gönnen und mich mehr zu bewegen, bekam ich nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse jedoch KEINE Medikamente verschrieben. Stattdessen bekam ich Vorschläge für Nahrungsergänzungsmittel, die meinem Körper die fehlenden Stoffe wieder zuführen sollten.

Und so beschaffte ich mir auf eigene Kosten eine Vitamin- und Nährstoffmischung in Pulverform, die ich fortan täglich in einem Glas Wasser gerührt zu mir nahm. Orthomol vital m nannte sich das Ganze. Jetzt, viele Jahre später, weiß ich, dass das ein relatives Allerweltsprodukt ist. Was ich damit meine, werde ich an einer anderen Stelle in diesem Block näher erläutern. Da werden wir dann etwas tiefer in die Molekularmedizin eintauchen.

Zum damaligen Zeitpunkt jedoch war dieses Pülverchen mit dem leckeren Maracujageschmack offenbar genau das, was mein Körper brauchte. Denn so ausgebrannt, wie er war, nahm er dankbar jedes bisschen Vitamin C, jedes bisschen Magnesium, jedes bisschen Selen und Zink, voll Dankbarkeit auf.

Da ich zudem mit einer recht starken Disziplin ausgestattet bin, wurde ich darüber hinaus noch weiter tätig.

Als erstes reduzierte ich unsere durchgehenden Ladenöffnungszeiten. Von 09.00 bis 18.00 Uhr ging ich auf 10.00 bis 13.00 und 15.00 bis 18.00 Uhr. So bekam ich morgens etwas mehr Luft und hatte die Chance, nach dem Essen noch einen kurzen Mittagsschlaf einzulegen.

Darüber hinaus vermied ich alles, was in irgendeiner Form Aufregung darstellte. Ich las viel. Ging früh ins Bett. Und suchte mir ein Hobby, bei dem ich nicht auch noch in meiner Freizeit vor dem PC saß.

Was mir persönlich jedoch unglaublich half, mit der Diagnose Burn Out umzugehen, waren meine Gedanken. Das klingt ziemlich banal. Aber für mich machte es den entscheidenden Unterschied.

Fast alle Menschen, die ich kenne, machen sich Krankheiten zu eigen. Sie sprechen von “meiner Grippe”, von “meinem Rheuma” usw. Das habe ich NIE getan. Ein Burn Out ist eine Diagnose. “Er” gehört nicht zu mir, zu meinem Körper. Daher sprach ich immer nur von “dem” Burn Out oder “einem” Burn Out. Es ging sogar soweit, dass ich andere korrigierte, wenn sie von “meinem” Burn Out sprachen. Dann sagte ich immer: “Nein. Das ist nicht MEIN Burn Out.”

Letztendlich kann ich sagen: der Weg über die Blutanalyse zur Feststellung möglicher Nährstoffmängel, disziplinierte Änderung des Verhaltens und das richtige Mindset brachten mich innerhalb weniger Wochen wieder auf einen rel. guten Leistungslevel.

Nach einem Vierteljahr war ich wieder so gut neu.

Ohne sechsmonatige Auszeit und Reha.

Ohne Medikamente.

Dies war natürlich MEIN persönlicher Weg raus aus der Diagnose Burn Out. Für mich als Mensch, der Dinge verstehen möchte, der noch nie ein Freund der reinen Symptombehandlung war, sondern der in allem immer bei den Ursachen ansetzt, war dies der einzig richtige Weg.

Wer du also wie ich damals in einer ähnlichen Situation steckst, dann kann ich dir nur empfehlen, dir einen Arzt, eine Ärztin zu suchen, die eine Vollblutanalyse bei dir macht. Das ist keine Kassenleistung. – Ein Thema, das mir auch unter den Nägeln brennt. – Auf jeden Fall steht nachher fest, ob und wo es in deinem Körper mangelt. Dann hast du es messen lassen. Dann kann gezielt gehandelt werden.

So muss es sein.

Pille gegen die Symptome und weitermachen wie gehabt ist nur eine gute Lösung für die Pharmaindustrie.

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