Gerade in den letzten Monaten habe ich für mich erkannt, wie wichtig Bewegung ist.
Unsere Eltern, die in Pflegeheimen leben, sind ein guter Ansporn für mich, wenn es um die Nachteile mangelnder Bewegung geht. Solange sie noch im eigenen Haus wohnten und mit Freunden im Wald spazieren gingen, im Garten arbeiteten und Besorgungen erledigten, ging es ihnen wesentlich besser als jetzt.
Kaum waren sie im Heim, war es mit der Bewegung vorbei. Ich konnte ihnen förmlich beim Abbauen zusehen. Zwei von ihnen sitzen mittlerweile im Rollstuhl, weil sie gar nicht mehr in der Lage sind, selbst kurze Strecken zu Fuß zurückzulegen. Und ein weiterer liegt seit einem Jahr fest im Bett und kann kaum noch eine Tasse mit der Hand halten.
In diesem Zusammenhang habe ich erst kürzlich einen Spruch gelesen, der sich auf biologische Prozesse bezieht: “Use it or loose it!”, hieß es da. “Benutze es oder verliere es.”
Die Erfahrungen meines bisherigen Lebens zeigen, dass dies tatsächlich so ist. Wenn ich meine Muskulatur nicht beanspruche, wird sie abbauen und schwächer werden. Das gilt nach meinen Beobachtungen auch für das Gehirn. Wenn ich es nicht benutze und mich keinen geistigen Herausforderungen stelle, werden meine mentalen Fähigkeiten nachlassen. Aus diesen Gründen und aufgrund einer Anregung während eines Seminares, habe ich beschlossen zu einer Bewegungspersönlichkeit zu werden.
In den letzten Jahren habe ich sehr viel gesessen. Zukünftig möchte ich mehr in Bewegung sein als zu sitzen oder zu liegen. Zum Teil ist mir dies schon sehr gut gelungen.
Was meine ich damit?
Vormittags sitze ich meistens am Schreibtisch und arbeite. Dabei ist es mir zur Gewohnheit geworden, zwischendurch immer wieder aufzustehen. Und das nicht erst wenn die Apple Watch mich daran erinnert. Obwohl diese Erinnerung eine äußerst praktische Sache ist. Und neben der eigentlichen Erinnerungsfunktion ist es eine zusätzliche Möglichkeit, sich noch einmal mehr zu bewegen.
Grundsätzlich halte ich es so, dass spätestens nach dem Abschluss eines Arbeitsschrittes aufstehe. Ich gehe in die Küche und hole mir ein Glas Wasser. Oder ich schaue in den Briefkasten. Oder ich öffne in einem Zimmer die Fenster zum Lüften. Später gehe ich wieder hin, um sie zu schließen. Es gibt viele Gründe und Möglichkeiten aufzustehen und sich zu bewegen.
Eine weitere Angewohnheit, die ich aus einem Seminar mitgebracht habe, ist zwischendurch einen Sprint hinzulegen. Also stehe ich auf und laufe auf der Stelle so schnell und so lange ich kann. Zum Ausruhen gehe ich anschließend sofort in die Hocke, so dass meine Beine einen 90° Winkel bilden. Diese Position halte ich bis ich wieder zu Atem gekommen bin. Gleichzeitig trainiert es die Beine. Probiere es mal aus!
Das wiederholte auf die Zehenspitzen Stellen und wieder absenken während des Haareföhnens habe ich bereits in einem anderen Blogbeitrag beschrieben. 100 mal Auf und Ab und die Haare sind getrocknet, die Beine trainiert.
Oder während des Zähneputzens durch die Wohnung laufen. Wir haben einen großen, langgezogenen Flur. Die zwei Minuten, die die elektrische Zahnbürste benötigt, reichen aus, um diesen Flur etliche Male zu durchqueren.
Treppen. Ein beliebtes Thema. Seit ich auf dem Weg zu einer Bewegungspersönlichkeit bin, liebe ich Treppen. Sobald ich irgendwo die Wahl zwischen Aufzug und Rolltreppe oder Treppe habe, nutze ich seitdem die Treppe. Es ist erstaunlich, wie schnell sich der Körper daran gewöhnt. Auch wenn es das erste Mal, besonders wenn es gleich über mehrere Stockwerke geht, anstrengend ist. Für mich lohnt es sich.
Zwei bis dreimal die Woche leichtes Jogging während der warmen Jahreszeit und ansonsten ein täglicher Spaziergang zwischen 30 und 90 Minuten Runden bei mir im Moment das Thema Bewegung ab.
Ich habe für mich festgestellt, dass es im Laufe eines Tages so viele Möglichkeiten gibt, sich zu bewegen, ohne dass das Ganze gleich in Sport ausartet. Mehr geht natürlich immer und wäre wünschenswert. Doch ich habe gelernt, dass ich mit kleinen Schritten größere Erfolge erziele, als wenn ich mit einem Mal gleich alles will. Kleine Schritte sind auf jeden Fall besser, um den inneren Schweinehund zu besiegen.
Wahrscheinlich kommt jetzt der Einwand, dass du im Laufe des Tages gar nicht so viele Möglichkeiten wie soeben beschrieben hast. Ja, ich bin in der komfortablen Situation nicht außerhalb des Hauses arbeiten zu müssen. Ich bin aber sicher, dass du viele Möglichkeiten während deines Tagesablaufes finden kannst, wenn du dich einmal richtig umschaust. Vielleicht einfach das Handy mal öfter aus der Hand legen, eine Serienfolge weniger schauen und statt dessen mit dem Partner, der Partnerin einen Abendspaziergang machen. Das ist Bewegung an der Luft, Gelegenheit ablenkungsfrei zu reden und es ist eine gute Möglichkeit zum Abend “runter zu kommen”. Besser geht fast gar nicht mehr.
Fang einfach damit an!