Ich zähle mich zu den gesegneten Menschen, die mit den meisten der mich umgebenden Personen klarkommen. Vielleicht beruht dies nicht immer auf Gegenseitigkeit, aber nobody is perfect.
Doch auch bei mir kam es vor, dass Menschen meinen Weg kreuzten, bei denen die Anforderung des zweiten Gebotes Jesu seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst, definitiv an seine Grenzen stieß. Vermutlich kennst du das auch aus eigener Erfahrung.
Bei manchen Menschen geht die rote Lampe ständig an. Kaum bist du in ihrer Gegenwart oder sie sprechen dich an oder du liest etwas von oder über sie, steigt dein Puls und du hast evtl. Fantasien, die sich fern jeder Nächstenliebe oder gar im Bereich des Strafrechtlichen (Gedankengutes) bewegen.
Natürlich darf man alles denken, jedoch längst nicht alles machen. Ganz klar. Doch schlussendlich zeigt sich immer wieder, dass selbst das Denken solch übler Gedanken negative Auswirkungen auf dich haben werden.
Warum ist das so?
Meine Gedanken haben Einfluss auf mich und mein Wohlbefinden. Jeder kennt das. Wenn ich voller Vorfreude einem Urlaub entgegensehe, dann macht das etwas mit mir. Frischverliebte sind ganz anders “drauf”, als jemand dessen Partner / Partnerin gerade verstorben ist. Das sind nun extreme Beispiele, aber sie sollen es verdeutlichen.
Nun kannst du dir sicher vorstellen, dass diese Mechanismen auch in kleineren, weniger drastischen Bereichen wirksam werden.
Wenn dich eine Person regelmäßig zur Weissglut bringt, dann macht das etwas mit dir. Und auf Dauer kann es sein, dass es dich richtiggehend fertig macht. Das kann nicht das Ziel sein.
Was ist nun zu tun?
Nach meiner Erfahrung ist es immer erst einmal an der Reihe, die Dinge zu klären. Die häufigsten Konflikte entstehen durch disfunktionale Kommunikation. Nicht alles, was gesagt wird, wird so verstanden, wie es gemeint ist. Was beim Empfänger ankommt, muss sich nicht mit der Intension des Absenders decken. Und wie das Gesagte, Geschriebene anschließend verstanden und interpretiert wird, steht auf einem anderen Blatt. Es gibt also sehr viele Fallen, die zu Missverständnissen, Streit und Antipathie führen können.
Diese Konflikte sollten immer zuerst ausgeschlossen und verarbeitet werden. Selbst wenn es bereits zu Diskrepanzen zwischen den Beteiligten gekommen ist, sollten gezieltes Nachfragen, das Verstehenwollen des Standpunktes meines Gegenübers und die Aufrechterhaltung des Gespräches immer ausgeschöpft werden. Die Erfahrung zeigte mir, dass allein dadurch die meisten Konflikte bereinigt werden können und es oft sogar ein besseres Miteinander im Nachgang gibt. Besser geht es nicht.
Aber das gelingt nicht immer. Es gibt Situationen, da sind die Fronten verhärtet. Jedes Reden misslingt und führt im schlimmsten Fall nur zu einer weiteren Eskalation. Man kann tun und machen was man will, man kommt einfach nicht zusammen. Am Ende stehen in der Regel Verletzungen, die tief sitzen und extrem belastend sein können. Solche Konflikte ziehen sich häufig nicht nur über Wochen und Monate, sondern sogar über Jahre hinweg.
So etwas kann dich wirklich fertig machen. Sofern du nicht zu den Menschen gehörst, die über keinerlei Empathie verfügen und selbst eiskalt und hart sind. Nicht missverstehen: Ich kann nicht mit allen Menschen “gut Freund” sein. Schön, wenn es gelingt. Aber es ist wohl eher die Ausnahme.
Doch wie gehe ich nun mit solchen, durchaus sehr belastenden, Beziehungen um?
Ich persönlich halte mich dabei immer an die Empfehlungen des wichtigsten Buches, das ich in meinem Leben lesen durfte: die Bibel. Bitte nicht gleich die Nase rümpfen. MIR (und vielen anderen Menschen) haben diese Ratschläge schon sehr geholfen.
Der Schlüssel heißt in diesem Fall Vergebung. Ein schwieriges Thema. Und doch so einfach in seiner Wirkung. Es gibt dazu viele weitere “kluge” Sprüche, die manches Mal abgedroschen klingen, dennoch nichts von ihrer Aussage verlieren. “Wer viel nachträgt, hat viel zu schleppen.” gehört z.B. dazu. Wenn ich nicht in der Lage bin, Dinge “abzuhaken”, “abzulegen” und sie mein Leben lang mit mir herumtrage, dann trage ich eine Bürde mit mir herum. Ich habe schwer zu tragen. Nicht körperlich. Aber die Seele hat schwer zu schleppen. Der Leid-tragende bist allerdings du selbst. Und nicht die Person gegenüber du den Groll hegst. Die weiss oft gar nichts davon und lebt munter weiter vor sich hin.
Du siehst also: letztlich schadest du dir durch “Nachtragen” nur selbst.
Wenn du es jedoch schaffst, die Sache zu vergeben, wirst du merken, wie die Last im Laufe der Zeit leichter wird und im besten Fall vollständig verschwindet. Vergebung ist eine Entscheidung, die du triffst. Vergessen wirst du die Angelegenheit unter Umständen niemals. (Ich wünsche es dir!) Aber du kannst dir bewußt sagen: “Ich vergebe XY.” Und noch besser ist es, wenn du es schaffst, es der Person sogar selbst zu sagen.
Das ist eine Handlung, die “heute” nicht mehr on vogue ist. Aber ich kann sie nur empfehlen, wenn dich eine solche Last bedrückt. Vergib den Menschen, die dir weh getan haben. Entscheide dich dazu. Tu es!
Davon, dass es leicht ist, habe ich nie gesprochen. Aber wenn du es getan hast, wird es leichter werden. Und wenn es danach immer noch nicht ruhiger in dir wird, dann wiederhole den Vorgang so lange, bis es gut ist.
Es funktioniert.